Nachdem
wir das Haus von Virginia Woolf und ihrem Ehemann Leonard besichtigt hatten, wollte ich einen direkten
Vergleich zum Haus ihrer Schwester Vanessa Bell ziehen, und so fuhren wir
weiter zum Charleston Farmhouse. Die Malerin Vanessa hatte es bereits 1916
gepachtet und lebte hier mit ihren zwei Kindern und weiteren Londoner Künstlern.
Es
ist ebenfalls ein recht komfortloses Anwesen von eher bescheidenem Ausmaß. Auch
hier fanden Treffen der Bloomsbury Group statt. Doch anders als in Monk`s House
strahlt alles eine überschwängliche Lebensfreude aus.
Im Reiseführer ist zu
lesen: „Das gesamte Interieur scheint wie von Sonnenlicht, Frühling und
freundlichen Farbtupfern überzogen. Ein visuelles Opus magnum mit ungeheuer sinnlicher
und individualistischer Ausstrahlung.“ Besser kann ich es auch nicht
beschreiben. Wände, Möbel, Türen, Fußböden, Kamin, Geschirr… im ganzen Haus
findet sich nichts, was nicht bemalt - teils gestrichelt und bunt getupft- worden wäre. Teppiche, Decken, Möbelstoffe
wurden
selbst entworfen und bestickt.
Auch wenn einiges nicht meinen Geschmack trifft, so bin ich vom Gesamtkunstwerk beeindruckt.
Hier
lebten und wirkten zweifelsohne unkonventionelle Freigeister. Die verwirrenden Familien- und
Liebesbeziehungen lassen ebenfalls darauf schließen.
Bei
Durchsicht der Fotos muß ich bedauerlicherweise feststellen, daß Aufnahmen von
den Innenräumen fast gänzlich fehlen. Bei „Die Wohngalerie“ und „Homes & Antiques“ habe ich zahlreiche
Abbildungen gefunden. Es lohnt sich,
sie anzusehen (ich bekomme nichts dafür
und mache keine Werbung).
Der Garten
ist gespickt mit Skulpturen, Mosaiken und Pflastereinlagen.
Besonders gefiel mir die wohlgeformte
Madame in dem ebenfalls kurvenreichen Buxus.
Diese
außergewöhnliche Blumenvase ist als Replikat käuflich zu erwerben.
Wäre sie
preiswerter, hätte ich es mir überlegt….
Die
Einlegearbeiten im Pflaster interessierten mich sehr,
ich habe ähnliches auf
meiner Terrasse geplant.
Gegenüber
vom Haus liegt ein kleiner See; auch hier wieder eine Skulptur im Hintergrund. Ich bin mir nicht sicher, doch meine ich, sie soll an Vanessas Schwester Virginia Woolf erinnern.
Das Haus
gehört nicht zum National Trust, eine Mitgliedschaft nützt hier nichts.
Eintritt wird zwar fällig, doch für Kunstinteressierte lohnt es sich bestimmt.
Bis bald
Eure Kathinka